Gute Körperhaltung lässt sich trainieren

Eine schwache Haltung kann durch eine zielgerichtetes Übungsprogramm verbessert werde. Wichtig ist aber, dass zu den klassischen Kräftigungs- und Dehnübungen auch solche für Körperwahrnehmung, Gleichgewicht und Koordination durchgeführt werden.

In einer Längsschnitt-Untersuchung, bei der die individuelle Entwicklung untersucht wurde, absolvierten 20 jugendliche Sportler, die alle eine schwache Haltung hatten, ein jeweils maßgeschneidertes Trainingsprogramm.
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Ein Training zur Verbesserung der Körperhaltung muss immer auch Übungen enthalten, die das Gespür für den eigenen Körper verbessern. Recht schwierig ist einbeiniges Balancieren auf einem Bein mit geschlossenen Augen.

Betrachten wir die wissenschaftlichen Ergebnisse der Kid-Check-Studie, dann müssen wir schlussfolgern, dass eine Haltungsverbesserung nur durch ein gleichzeitiges Training von Dehnfähigkeit, Kraft, Koordination und Gleichgewicht erreicht werden kann. Das Übungsprogramm umfasste daher Kräftigungsübungen für Bauch- Gesäß- und Rückenmuskulatur. Auch wenn kein direkter Zusammenhang zwischen Bauchkraft und Haltung hergestellt werden kann, so ist eine gut ausgebildete Rumpfmuskulatur doch eine wesentliche Voraussetzung für eine stabile Haltung und die erfolgreiche Ausübung einer Sportart (vgl. O‘Sullivan et al., 2002).

Ebenso führten die Jugendlichen Dehnübungen für die verkürzten Muskelgruppen, sowie Koordinationsübungen vor dem Spiegel durch. Hinzu kamen Gleichgewichtsübungen auf einer Wackelplatte mit offenen und geschlossenen Augen, um die propriozeptiven Fähigkeiten (das Gefühl für den eigenen Körper) zu verbessern. Das Training wurde mindestens zweimal wöchentlich ausgeführt, die Dehn- und Koordinationsübungen sollten täglich zu Hause wiederholt werden.

Nach sechs Monaten konnten wir bei allen beteiligten Jugendlichen eine deutliche Haltungsverbesserung feststellen. Die Grafik zeigt beispielhaft die Entwicklung der Körperhaltung eines 14-jährigen Jungen. Vor Trainingsbeginn konnte er keine aktive Haltung einnehmen, der Arm-Vorhalte-Test (Matthiass-Test) offenbarte die schwache und vom Gehirn schlecht eingesetzte Rumpfmuskulatur (linke Bilder). Das sechsmonatige Training bewirkte eine deutlich verbesserte Ruhehaltung. Der Jugendliche konnte nun auch eine aktive Haltung mit hoher Muskelspannung einnehmen (rechte Bilder). Ähnliche Resultate zeigten alle trainierten Jugendlichen. Bei einer Kontrollgruppe, die nicht trainierte, verbesserte sich die Haltung nicht.