Kid-Check: So läuft eine Untersuchung ab

Beim Kid-Check untersuchen Ärzte, Wissenschaftler sowie weitere Experten Kinder und Jugendliche kostenlos auf Haltungsschwächen, testen Beweglichkeit, Kraft, Gleichgewicht und Koordination, stellen Übungs- und Trainingsprogramme zusammen.

Kinder und Jugendliche suchen die Herausforderung. Oft im Sport, wo sie ihren natürlichen Bewegungsdrang austoben. Das ist eine Riesenchance für Eltern, Schulen und Vereine, Kinder dafür zu begeistern, sich ein Leben lang sportlich zu betätigen. Aber häufig bremsen die Eltern die Vitalität ihrer Kinder, platzieren sie vorm Fernseher, anstatt mit ihnen eine Radtour zu unternehmen oder sie zum Training zu bringen.

Dass aber auch Kinder, die regelmäßig Sport treiben, nur selten optimal trainiert sind, hat eine Studie der "Hochwald-Klinik für Orthopädie und Rehabilitation" in Weiskirchen ans Licht gebracht. Viele Kinder, die mehrmals pro Woche trainieren, haben eine nur mangelhaft entwickelte Bauch- und Rückenmuskulatur, so das Resultat der Weiskircher Experten. Es fehlt an Kraftausdauer. Vielen Eltern und Trainern ist oft gar nicht bewusst, dass Kinder wegen mangelnder Körperstabilität bereits Haltungsschwächen aufweisen und Jugendliche mit irreparablen Haltungsschäden zu kämpfen haben.

Die "Saarbrücker Zeitung" hat in Zusammenarbeit mit der Universität des Saarlandes und der Hochwald-Klinik die Aktion Kid-Check ins Leben gerufen. An diesem Projekt arbeiten Ärzte, Wissenschaftler und weitere Experten mit, die kostenlose biomechanische, orthopädische und motorische Untersuchungen für Kinder und Jugendliche anbieten und individuell abgestimmte Übungsprogramme zusammenstellen. Die Mühe lohnt sich: Werden Haltungsschwächen und Beweglichkeitsmängel frühzeitig entdeckt, können sie mit entsprechenden Kräftigungs- und Dehnungsübungen sowie Koordinations- und Gleichgewichtstraining meist ausgeglichen werden.

Die Aktion "Kid-Check" bietet mehrere Untersuchungen an, die aufeinander aufbauen.

1. Der erste Test ist eine biomechanische Analyse der Körperhaltung und Beweglichkeit. Dr. Oliver Ludwig von der Arbeitsgemeinschaft "Technische Biologie/Bionik" der Saar-Uni leitet diesen Teil der Aktion. Steht das Becken schief, sind beide Schultern gerade, weicht die Wirbelsäule aus dem Lot? Kann das Kind seine Muskulatur gezielt steuern und bewusst eine gute Körperhaltung einnehmen?

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Um die Ursache von Haltungsschwächen zu ergründen, setzt das Kid-Check-Team auch Video-Technik ein. So kann das Kind auf dem Bildschirm selbst seine Haltung beurteilen und korrigieren.

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Ein auf den Rücken des Kindes projiziertes Lichtraster macht Haltungsfehler sichtbar. In diesem Fall ist die Wirbelsäule des Jungen seitlich verkrümmt (Skoliose).


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Der so genannte Matthiass-Test ist ein Haltungstest, bei dem das Kind mit nach vorn gestreckten Armen eine Minute lang aufrecht stehen soll. Ist die Haltemuskulatur zu schwach, fällt das Kind beispielsweise ins Hohlkreuz oder es tritt ein ausgeprägter Rundrücken zutage.

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Mit Hilfe einer Messplatte wird getestet, wie stark die Kinder schwanken, wenn sie stillstehen. Der Test wird erst mit offenen, dann mit geschlossenen Augen durchgeführt. Diese Gleichgewichtsmessung wird Posturographie genannt.


2. Kraft- und Beweglichkeitstests klären, ob die Haltemuskulatur zu schwach ist und ob die Muskeln verkürzt sind. Vor allem verkürzte Muskeln an den hinteren Oberschenkeln und am Hüftgelenk sowie zu schwache Bauch- und Rückenmuskeln sind Schuld daran, dass sich die Wirbelsäule nicht richtig aufrichten kann. Hohlkreuz oder Rundrücken sind die Folge.

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Bei diesem Test wird hauptsächlich die Kraft der Arme und des Schultergürtels ermittelt.

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Dieser Test ist gut geeignet, um schnell die Kraft vor allem der unteren Bauchmuskulatur zu überprüfen.


3. Es schließt sich eine medizinisch-orthopädische Untersuchung an. Leiter dieser Station ist der Orthopäde Professor Dr. Eduard Schmitt von der Universitätsklinik des Saarlandes in Homburg. Es wird geprüft, ob Wirbelsäule und andere Teile des Skeletts bereits geschädigt sind. Besteht der begründete Verdacht, stehen weitere medizinische Untersuchungen auf dem Programm.

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Bei der orthopädischen Untersuchung überprüfen die Orthopäden unter anderem die Beweglichkeit der Gelenke.

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Ergibt sich bei einer Kid-Check-Test der Verdacht, dass ein Kind an einem Haltungsschaden leidet, folgen weitere fachärztliche Untersuchungen. Beispielsweise wird eine Röntgenaufnahme gemacht. Der Orthopäde Dr. Martin Trennheuser vom Olympiastützpunkt Saarbrücken erklärt Christian, was auf den Röntgenbildern zu sehen ist.


4. Um die motorischen Fähigkeiten (Gleichgewicht, Koordination) der Kinder und Jugendlichen einschätzen zu können, haben Sportwissenschaftler der Universität des Saarlandes eine ganze Reihe von Tests zusammengestellt.

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Bei diesem Test im Grätschstand wird der Ball zwischen den Beinen gehalten, mit einer Hand von vorn, mit der anderen von hinten. Nun sollen die Hände schnell ihre Position wechseln, ohne dass der Ball herunterfällt.

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Das Kind muss den Fuß um die beiden aufgestellten Keulen kreisen lassen: erst mit offenen, dann mit geschlossenen Augen.


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Ein weiterer Koordinationstest aus dem Kid-Check-Programm: Ball hochwerfen, einmal um die eigene Achse drehen und Ball wieder auffangen.


5. Werden Kraft- und Dehnungsdefizite festgestellt, erarbeiten Physiotherapeuten und Krankengymnasten für jedes betroffene Kind ein Dehnungs- und Kräftigungsprogramm, das zu Hause absolviert werden kann, aber auch maßgeschneiderte Empfehlungen für Trainer im Kinder- und Jugendbereich enthält. Bei regelmäßigem Training lassen sich Haltungsschwächen beheben und vermeiden.

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Zum Abschluss einer Kid-Check-Untersuchung erarbeiten die Physiotherapeuten und Krankengymnasten gemeinsam mit den Kindern ein Trainingsprogramm, das den festgestellten Haltungsschwächen entgegenwirkt.

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Mit Hilfsmitteln wie einem Pezziball kann das Training gegen Haltungsschwächen sogar richtig Spaß machen.


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Es gibt eine Vielzahl wirksame Kräftigungsübungen, die jeder ohne großen Aufwand machen kann.